Kurz vor der fälligen Entscheidung der UNESCO über den Weltkulturerbe-Status der Speicherstadt machten sich die Freunde des Speicherstadtmuseums auf, ein etabliertes Weltkulturerbe zu besuchen – die Altstadt Lübecks. Der Termin am 4. Juli stand lange vorher fest und niemand hatte ahnen können, wie heiß es an gerade diesem Tag werden würde, aber 22 Mitglieder trotzten der Hitze und fanden sich am Hauptbahnhof zum Vereinsausflug in die Hansestadt Lübeck ein.
Wo ist ein Kunsthistoriker, wenn man ihn braucht – bei uns natürlich, denn Ralf Lange vom Speicherstadtmuseum führte kenntnisreich durch Lübeck, vom Holstentor (dem einen, glücklicherweise übrig gebliebenen einer ganzen Kette von Toren der sicherheitsliebenden Lübecker) über die Salzspeicher an der Trave durch die im Mittelalter dem Morast abgetrotzten Siedlungsgebiete bis zum Dom. Über die zum Dom führende Straße „Fegefeuer“ gelangten wir schließlich zum Café Marli – zum Mittagessen, vor allem aber für den an diesem Tag dringend nötigen Wassernachschub.
Der Nachmittag war dem Besuch des erst vor kurzem eröffneten Hansemuseums gewidmet, untergebracht in einem Erweiterungsbau des mittelalterlichen Klosters. Rätsel gaben die seltsamen Striche an den Bronzeportalen des Museums auf, offenbar eine Geheimschrift des Architekten, die bislang nicht entschlüsselt werden konnte. Das Hansemuseum verfolgt ein spannendes Konzept der Wissensvermittlung: Szenische Inszenierungen wechseln sich mit der klassischen Präsentation archäologischer Fundstücke oder (meist) Faksimiles ab. Als wichtige Erkenntnisse der Führung durch die Ausstellung bleibt, dass der Begriff der „Hansestadt“ vergleichsweise modern ist und vor allem der Tourismuswerbung dient, während sich für den Historiker nicht so eindeutig sagen lässt, ob eine Stadt nun als Hansestadt anzusprechen wäre.
Zwischen dem Museumsbesuch und der Heimfahrt nach Hamburg war noch Zeit, die viele von uns zum Besuch von Niederegger nahe dem Rathaus nutzten. Angesichts der Vielfalt der dort angebotenen Marzipanspezialitäten sollte man aber nicht vergessen, dass Lübecker Marzipan nicht allein die Sache eines einzigen Unternehmens ist; die Marzipanproduktion in Lübeck hat eine lange Tradition und langjährige Fans der Kriminächte im Speicherstadtmuseum werden sich an „Totentanz“ von Silke Urbanski und Michael Siefener erinnern, einem im 15. Jahrhundert spielenden Kriminalroman, in dessen Mittelpunkt die Marzipanbäckerin Lucia steht. Auch heute gibt es noch kleine Produzenten wie jenen, dessen Marzipan-Marmelade im Shop des Hansemuseums angeboten wird.